Kreuzen von Sorten

Selbst zu bestäuben und somit bewußte Kreuzungen vorzunehmen ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht – hier im Garten haben das schon etliche Grundschulkinder mit viel Begeisterung gemacht.

  • Als Basis dienen Elternsorten mit gleicher Ploidität (bestäubt man Pflanzen mit unterschiedlicher Ploidität miteinander, entstehen in der Regel keine fruchtbaren Samen). Blühen beide zukünftigen ‚Eltern‘ an einem trockenen Tag, kann es losgehen.

  • Man wartet, bis die Blüten vollständig geöffnet sind und der Pollen zu pudriger Konsistenz getrocknet ist (irgendwann am Vormittag – je nach Temperatur und Wetterlage früher oder später).

  • Dann pflückt man bei einer –Blüte (dem zukünftigen Vater) ein Staubgefäß mit den Fingern an seinem Stängel ab und betupft damit vorsichtig den Stempel der Blüte der anderen Sorte (der zukünftigen Mutter) bis dort deutlich sichtbar goldgelber Staub haften bleibt.

    Hier ein paar Beispielbilder:

Pollenernte - wann ist der ideale Zeitpunkt

Pollenernte bei der Vatersorte und Bestäubung der Muttersorte

 

  • Um die bestäubte Blüte im Auge behalten zu können, ‚beschriftet‘ man sie mit der vorgenommenen Kreuzung. Die dafür gebräuchliche Schreibweise lautet: 'Muttersorte‘ x 'Vatersorte‘.  

    Ich verwende lichtechten Stift auf weißen Kunststofffolienstreifen, die ich vorsichtig um den Blütenstängel direkt unter der Blüte wickle und mit einer kleinen Heftmaschine zusammenklammere. Kleine regenfeste Kunststoff-Schildchen mit Bleistift-Beschriftung und Bindfaden zum Befestigen sind aber genauso brauchbar.

    Man kann beide Blüten zusätzlich auch noch umgekehrt bestäuben, also Eltern ‚tauschen‘ - manchmal ergeben sich so trotz gleicher Elternsorten sehr unterschiedliche Sämlinge.

  • Die bestäubte Blüte darf am Folgetag nicht ausgebrochen werden - sie fällt, wenn die Bestäubung erfolgreich war, nach wenigen Tagen ab. Zurückbleibt eine kleine grüne Samenkapsel, die in den nächsten Wochen wächst und ausreift. Wenn sie dann braun und trocken wird und sich zu öffnen beginnt. kann man die Samen ernten und im folgenden Frühjahr aussäen – siehe auch Anzucht von Sämlingen

Die Ergebnisse von Kreuzungen sind schlecht vorhersagbar – einige Sorten vererben Merkmale häufig und stark ausgeprägt, andere nur selten oder schwach erkennbar. Auch Eigenschaften früherer ‚Generationen‘ setzen sich manchmal durch.

Die überwiegende Mehrzahl der Sämlinge bleibt qualitativ weit hinter den Elternpflanzen zurück. Es sind häufig wirklich unattraktive Pflanzen darunter (verwaschene Farben, verformte Blüten, etc.), die man nicht weiter im Garten pflegen möchte. Hin und wieder ergeben sich aber auch gut brauchbare Gartenpflanzen, die man behalten und in die eigenen Beete integrieren möchte.  

Hat man besonderes Glück und eine Sämlings-Pflanze übertrifft die Elternsorten oder weist bisher noch nie dagewesene positive Eigenschaften auf, kann man sich auch dazu entschließen, diese Pflanze als Neuzüchtung registrieren zu lassen. Dafür muß man sie über einige Jahre beobachten und Aufzeichnungen über die für die Registrierung benötigten Daten/Eigenschaften führen. .  

 

 

 

Bewährte Hilfsmittel für die Zucht

Wie machen es die Profis? - Sie nutzen einfache und günstige Materialien, für die Beschriftung von Kreuzungen an der Blüte, für die Lagerung von Samen, fürs Einfrieren von Pollen und für die Kennzeichnung von Sämlingen, die bleiben und solchen, die gehen.

Die abgebildeten Produkte sind in großer Stückzahl zu relativ kleinen Preisen mit geringen Versandkosten übers Internet erhältlich (sehr günstig, wenn man ein paar Wochen Lieferzeit in Kauf nimmt), sich damit für mehrere Saisonen einzudecken lohnt sich.

Beschriftung von bestäubten Blüten

Kunststoff-Etiketten-Anhänger, wie sie z. B. für Modeschmuck verwendet werden, sind dafür ideal. Man findet sie z. B., wenn man den Begriff 'Plant Labels Hanging Tags' in die Suchmaschine eingibt.

Sie werden mit Bleistift beschriftet (Muttersorte x Vatersorte) und um die Blüte gefädelt (Etikette durch die Schlaufe stecken und unter der Blüte festziehen, dann bleibt sie dran, auch wenn die Blüte abgefallen ist).

Läßt sich bei frisch bestäubter Blüte schlecht fotografieren, daher die Demo an einer reifenden Samenkapsel. 

 

Lagerung von Samen

Hier gilt als erste Regel: kühl und trocken!

Der Kühlschrank ist der richtige Platz, das Trockenhalten eine Herausforderung. Ich verwende seit Jahren Proberöhrchen aus dem Laborbedarf, sie schließen recht gut und die Beschriftung ist einfach.

Betreibt man das Kreuzen in größerem Umfang, benötigen sie relativ viel Platz, daher kann man auch auf Mini-Zip-Lock-Bags ausweichen. Die schließen nicht immer ganz so dicht - das Beipacken von Mini-Silica-Gel-Säckchen ist daher empfehlenswert.

Auch hier sind die Materialien einfach und relativ günstig übers Internet zu bekommen.

  

Einfrieren von Pollen

Nicht immer blühen gewünschte Kreuzungspartner am selben Tag - das Einfrieren von Pollen ist eine elegante Methode, das Problem zu managen. Proberöhrchen sind dafür eine geeignete Möglichkeit, ideal wären dafür sehr kurze oder gleich Mikro-Zentrifugenröhrchen, die man ebenfalls im Laborbedarf bekommt.

Ich nutze die vorhandenen längeren und stopfe in jedes ein Stück Papiertaschentuch, damit der Pollen nicht hinunterrutscht und für die Entnahme mit der Pinzette erreichbar bleibt.

Man bereitet das Röhrchen vor (Beschriftung) und wartet, bis der Pollen ordentlich getrocknet ist - dann pflückt man mit der Pinzette die Pollensäckchen möglichst knapp am Stiel und legt sie vorsichtig in das Röhrchen, verschließt es und lagert es im Tiefkühler.

Fürs Bestäuben holt man dann 1 Pollensäckchen mit der Pinzette heraus, legt den Pollen z. B. auf einem Teller ab und wartet ein oder zwei Minuten, bis er aufgetaut ist - dann greift man ihn wieder mit der Pinzette und bestäubt damit (der Stiel ist dann matschig, mit den Fingern kann man ihn nicht mehr greifen).

 

Markieren von Sämlingen

Bei dem Thema streiten sich die Profis - die ideale Methode wurde noch nicht gefunden. Einige haben zwei verschiedene Farben Elektrodraht und immer kurze Stückchen davon dabei - sie wickeln diese Stückchen um die Blütenstängel (z. B. gelb für 'darf bleiben' und rot für 'fliegt raus'.

Andere wiederum stecken bunte Fähnchen auf Stielen neben die Pflanzen - hier sieht man ein Beispiel:

https://www.attenberger.de/ASSETS/bilder/185_001_frei.jpg

Wieder andere verwenden Pflanzen-Etiketten-Schleifen in bunten Farben - damit versuche ich es seit diesem Jahr, weil ich mit den Drähten nicht so glücklich war. Ich habe rote Schleifen, die ich mit einem wasserfesten Marker beschrifte. Sämlinge, die schlechte Blüten liefern, bekommen ein dickes Minus - sollte sich die Blütenqualität in weiterer Folge bessern, kann man das Minus mit dem Marker leicht in ein Plus verwandeln und auch noch notieren, weshalb der Sämling bleibt.

Alle Methoden leiden unter dem gleichen Problem - die verwendeten Materialien sind nicht UV-Stabil und bleichen aus oder zerbröseln nach mehr als einer Saison.

Weitere Informationen zur Vermehrung von Taglilien finden Sie unter:


Weitere allgemeine Informationen zur Taglilienkultur finden sie unter:  Kulturbedingungen, Kulturprobleme und Verwendung im Garten.